Die Vermutung, dass wir uns unser Schicksal sowohl als individuum als auch als Gruppe selbst erwirken, die ich bereits 2016 in meinem Buch vertrat, scheint sich zu bestätigen:
- Energie – Gas, Öl, Strom – wird immer knapper und teurer. Wir hatten uns so auf die angeblich billige aus Russland verlassen. Nordstream 2 wurde trotz aller Warnungen weiter gebaut; Ist heute eine Ruine
- Der russische Angriff auf die Ukraine bedroht nicht nur diese sondern bringt das gesamte Wirtschaftssystem ins Wanken. Die Versprechungen der Wirtschaftsbosse erwiesen sich als falsch. Unsere Eliten haben sich vollkommen vertan
- Die Klimakatastrophe schreitet unaufhaltsam fort und bedroht unsere Lebensgrundlagen. Die Gletscher und das ewige Eis schmilzt
Besonders in der Zeit der Großen Koalition unter Merkel (CDU) hat Deutschland als Nation gewaltige Fehler gemacht:
- Die angekündigte Energiewende wurde mutwillig verschleppt. Ich erinnere an den plötzlichen Stopp des Ausbaus von Solar- und Wind-Energie
- Stattdessen wurden die fossilen Energien auch mit staatlicher Unterstützung weiter gefördert. Siehe oben: Nordstream 2
- Selbst nach der hybriden Einnahme der Krim durch Russland wurde mit Putin zusammen gearbeitet
- Unsere Verteidigungsfähigkeit und damit unsere Unabhängigkeit wurde durch die systematische Vernachlässigung der Bundeswehr geradezu torpediert. Was haben wir den Russen entgegen zu setzen?
Und wenn ich mir dann meine Mitmenschen ansehe verhalten sich die meisten ebenso falsch, d.h. selbstschädigend:
- Sie leben weiter wie bisher und wiederholen die Fehler, die zu dieser gefährlichen Situation geführt haben: Sie fahren weiterhin Verbrenner-Autos, fliegen und heizen mit Öl, das dort wo es erzeugt wird, große Schäden verursacht, die entsprechenden autoritären Regimes stärkt und uns der Klimakatastrophe näher bringt
- Das Mitgefühl mit den angegriffenen Ukrainer:innen hält sich in Grenzen obwohl wir duch unsere Politik und Lebensweise einen wesentlichen Anteil an der russischen Macht haben. Die individuelle Solidarität meiner Mitmenschen ist nur gering ausgeprägt. Inwieweit kann ich darauf vertrauen, dass sie im Bedarfsfall auch mir zuteil wird?
- Ich habe nicht den Eindruck, dass sich meine Mitmenschen möglichst wirklichkeitsgetreu informieren lassen wollen. Dazu müssten sie ja bei Zusammentreffen sich auch austauschen was ich nicht feststelle. Unsere sind für einen unabhängigen Journalismus nicht geschaffen. Sie sind glücklicherweise nicht so gleichgeschaltet wie etwa in Russland. Fast alle sind in der Hand kapitalistischer Konzerne oder wie im Falle der ÖR-Sendeanstalten von den Mächtigen abhängig.
Unter diesen Gesichtspunkten kann ich die eingangs gestellte Frage – Können wir überleben? – leider nicht mit Ja beantworten. Von unserer angeblichen, westlichen Überlegenheit ist letztlich nicht viel übrig geblieben. Wir haben sie für unsere Gier nach materiellem Wohlstand geopfert. Ich kann aber auch nicht erkennen, dass andere Gesellschaften wie die russische, chinesische usw. der Menschheit bessere Systeme zu bieten haben. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass wir uns geistig-seelisch so weiter entwickeln können, dass wir die anderen letztlich überzeugen und nicht nieder gemacht werden. Wenn wir nach einer Ethik leben würden wie ich sie in meinem Buch skizziert habe würden unsere Chancen möglicherweise steigen.
Aber: Die Zeit ist nach meinem Start 2010 zu meinem Buch nicht stehen geblieben. Ein deutlich jüngerer Mann (Fabian Scheidler, Jahrgang 1968, also 22 Jahre jünger) hat ein Buch geschrieben, das einen allgemeineren Ansatz hat als meins: „Der Stoff, aus dem wir sind; Warumwir Natur und Gesellschaft neu denken müssen“. Darin beschreibt er die Kraft und Kreativität des Lebens aus Sicht der heutigen Wissenschaft. Darin finde ich Kraft, auf eine andere Entwicklung der Menschheit zu vertrauen. Ich fühle mich aber in meiner Sicht durchaus besträrkt da der Autor vieles so sieht wie ich. Ich beabsichtige, darüber hier bald auch etwas zu schreiben.
8.1.2023
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